Jeder Sport braucht Menschen, die die Einhaltung der Regeln überwachen und darüber entscheiden. Natürlich auch der Judosport. Nicht zuletzt deshalb findet jährlich ein Kurs für Kampfrichter statt. Am Sonntag in Wien-Strebersdorf mit einem Ziel: eine möglichst einheitliche Linie in der Auslegung und Beurteilung der Wettkampfregeln zu finden. “judo-vienna” war dabei …
170 Kampfrichter, auf Bundes- und Landesebene, gibt es in ganz Österreich. Manfred Hausberger, Kampfrichter-Referent im ÖJV und Ehrenpräsident des steirischen Judoverbandes, meinte als Gast des Landeskampfrichter-Kurses am Sonntag in der La-Salle-Schule Strebersdorf: “Wir haben ein Nachwuchsproblem. Wir müssen junge Judoka mehr dafür gewinnen, die Tätigkeit als Kampfrichter auszuüben, sonst bekommen wir bald ein Problem.” Nicht zuletzt deshalb war Hausberger als Referent zum gemeinsamen Kurs der Wiener und niederösterreichischen Judo-Referees gekommen. “Mir geht es darum, dass wir möglichst flächendeckend bei gewissen Kampfsituationen zu gleichen Bewertungen kommen. Dass es nicht vorkommt, dass auf Matte 1 anders bewertet wird als auf Matte 4. Bei den Staatsmeisterschaften U18 und U23 zuletzt in Feldkirch hat das schon gut geklappt.”
Beim sonntäglichen Kurs, von Paul Perchtold (Vorsitzender des Sportausschusses des LV Wien) und Gerhard Redl (LV Wien-Kampfrichterreferent) organisiert, wurden 36 anwesende Kampfrichter und Vereinsvertreter in praktischer Arbeit auf der Matte und Theorie auf die aktuellen Schwerpunkte eingestimmt. Es gibt zwar heuer keine neuen Interpretationen der Regeln (Hausberger: “Da könnte sich nach Olympia wieder etwas tun”), aber vor allem bei Griffsituationen und Strafen sollen die Unparteiischen in Zukunft rigoros durchgreifen. Redl: “Und zwar gleich bei der ersten verbotenen Aktion und nicht erst beim zweiten oder dritten Mal.” In einer Video-Schulung zeigten die Kursleiter Situationen aus internationalen Kämpfen. Hausberger: “Jeder Kampfrichter kann sich auf der IJF-Website derartige Wettkampfsituationen anschauen, downloaden und daraus lernen.”
Österreichs derzeitiger Top-Referee kommt aus dem Burgenland. Roland Poiger zählt sogar zu einem Anwärter für die Olympischen Spiele (Hausberger: “Das wird aber sehr schwer, weil Europa nur sechs oder sieben Plätze hat, von denen zwei Kampfrichter weiblich sein müssen”) – Poiger darf aber zumindest mit einer Entsendung zu den Paralympics nach Tokio rechnen. Auf internationaler Ebene könnte es schon bald einen Zuwachs aus Wien geben. Corina Korner, langjährige Bundeskampfrichterin und Obfrau von Vienna Samurai, wird im Juni in Celje die Prüfung zur IJF-B-Kampfrichterin absolvieren. Dafür wünschen wir unserer lieben Corina schon jetzt Alles Gute. Übrigens legten beim heutigen Kurs auch einige Aspiranten ihre theoretische Prüfung zum Landeskampfrichter ab, den praktischen Test müssen sie demnächst bei einer Veranstaltung des Landesverbandes bestehen.
Fazit: Ein Judokampf ohne Kampfrichter ist nicht möglich. Der Landesverband versucht in Kooperation mit dem ÖJV, alle Referees in Österreich bestmöglich auszubilden und zu unterstützen. Was sich Hausberger und Redl von den Aktiven, Trainern und Zuschauern wünschen? “Respekt für die Arbeit der Kampfrichter. Jeder einzelne versucht in jedem Kampf sein Bestes zu geben und die Aktionen richtig zu beurteilen.” Fehler passieren immer wieder, aber seit der Einführung des Video-Beweises auch beim Judo sind diese – wie es so schön heißt, “im Sinne des Sports” – wesentlich vermindert worden. Deshalb ein großes Danke an jeden einzelnen Kampfrichter für seinen oder ihren Einsatz!
Foto oben (von links nach rechts): Florian TEICHMANN (Bundeskampfrichter), Klaus HELLMANN (Bundeskampfrichter), Corina KORNER (Bundeskampfrichterin und IJF-B-Aspirantin), Manfred HAUSBERGER (Kampfrichter-Referent des ÖJV und Ehrenpräsident des steirischen Judo-Verbandes), Gerhard REDL (IJF-B-Referee und Kampfrichterreferent des LV Wien), Paul PERCHTOLD (Vorsitzender des Sportausschusses im LV Wien) und Jan BACZEK (Bundeskampfrichter). – Foto: Josef Langer.