Während am Sonntag in Antalya alle vier ÖJV-Judoka, auch der zuletzt so erfolgreiche Laurin Böhler bis 100 Kilo, gleich in der ersten Runde ausschieden, war die Freude bei Michaela Polleres über ihr zweites Grand Slam-Gold bis 70 Kilo, aber auch bei Magda Krssakova über Platz 5 bis 63 Kilo noch immer groß. Beim letzten World Tour-Event vor der EM (in knapp vier Wochen in Zagreb) und dem drittletzten vor der WM (im Mai in Abu Dhabi) boten beide starke Leistungen. Das ÖJV-Team bleibt noch bis Freitag beim Trainingslager in der Türkei.
“Als ich auf dem großen Video-Screen in der Halle meine Teamkolleginnen jubeln sah, hab ich mich über meinen Sieg noch mehr gefreut, lachte die Niederösterreicherin, die offenbar (wieder) vor den Olympischen Spielen in Form kommt. “Der Sieg bedeutet viel, weil er mir zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg in Richtung Paris bin”, sagt die Olympia-Zweite von Tokio. Dass die “Mission Olympia” für Polleres keine leichte werden wird, weiß die 26-jährige Niederösterreicherin selbst. “Aber ich bereite mich bestmöglich vor.”
Von Olympia träumen darf auch noch Krssakova, auch wenn Lubjana Piovesana in der Klasse bis 63 Kilo im internen Duell trotz ihrer Erstrunden-Niederlage in Antalya (noch) klar vor der Wienerin liegt. Aber, wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt. Und wenn Magdas Formkurve weiter bergauf geht, kann sie auch bei der EM und WM anschreiben und wichtige Punkte holen. “Es ist nur schade, dass ich bei sechs so harten Kämpfen jetzt ohne Medaille dastehe”, sagt die 30-Jährige vom JC Sirvan, die mit ihrem Auftritt sehr zufrieden sein kann. “Meine Wettkampfleistung war viel besser als im ganzen letzten Jahr”, stellte sie richtigerweise fest. So, wie Krssakova sich diesmal präsentierte, nähert sie sich der Form von jenem Jahr 2020, in dem sie Vize-Europameisterin wurde. Jetzt freut sich Magda auf das Trainingslage und das Rundherum bis Freitag: “Das Hotel ist super, liegt direkt am Strand. Da werden wir, neben hartem Training, auch einige Sonnenstunden genießen können.”
Am Sonntag gab es (leider) keinen Grund mehr zur Freude. Maria Höllwart (über 78 Kilo) und Thomas Scharfetter (beide ESV Sanjindo) bis 90 Kilo in Runde 1 raus, auch der zuletzt viermal auf dem Podest gestandene Böhler (bis 100 Kilo) mit einer Ippon-Niederlage gegen den Briten Rhys Thompson, und der letzte Wiener im Turnier, Movli Borchashvilli (M&R Galaxy Tigers) musste über 100 Kilo gegen den Usbeken Shokhrukhkhon Bakhtiyorov auch die Segel streichen.
Am Schlusstag duellierten sich Frankreich und Japan um die Titel. Weltmeisterin Madeleine Malonga (bis 78 kg) und Julia Tolofua sorgten bei den Damen für zwei französische Titel, bei den Herren holten Sanshiro Murao (JPN) bis 90 Kilo und Ex-Weltmeister Jorge Fonseca (POR) bis 100 Kilo Gold, ehe es im allerletzten Kampf des Turniers noch zum absoluten Höhepunkt kam: Tatsuro Saito aus Japan gegen Frankreichs Superstar Teddy Riner. Vorweg: Riner gewann, aber der dreifache Olympiasideger und elffache Weltmeister, der schon in den Kämpfen davor keineswegs souverän wirkte und meist nur mit drei Shidos für seinen Gegner gewann, tat sich gegen den Japaner schwer. Saito machte drei, vier gute Ansätze (Uchi Mata und Tai Otoshi), Riner hatte schon zwei Shidos auf der Tafel, aber eine Minute vor Kampfende gelang ihm mit einem Konter das entscheidende Waza-ari. Das wiederum zeichnet den Champion aus!
Somit gewann Japan unter den 93 Nationen (628 Judoka) die Medaillenwertung mit 5 Gold / 1 Silber / 2 Bronze klar vor Frankreich (3/1/2) und Kanada (1/2/0). Dahinter in der Nationenwertung, in der auch fünfte und siebente Plätze zählen, Portugal (1/1/1), Korea und Österreich dank Gold von Polleres und Rang 5 für Krssakova. Die Koreaner hatten noch einen siebenten Platz dazu. Ein (allerdings inoffizieller) Titel ging auch noch an die “neutralen Russen”. Eine für den ÖJV durchaus erfreuliche Bilanz, auch wenn von den insgesamt 16 rot-weiß-roten Athleten 13 ihre Erstrundenkämpfe verloren.
Alle Ergebnisse aus Antalya findet ihr hier.
Foto: Magda KRSSAKOVA (weiß) im Bronze-Kampf gegen Takaichi (JPN) - @Emanuele Di Feliciantonio